Das Metropolitan Museum of Art in New York (kurz MET) beheimatet eine der weltweit vielfältigsten und bedeutsamsten Sammlungen an Musikinstrumenten. Diese Sammlung, die über 5000 Instrumente aus sechs verschiedenen Kontinenten enthält, ist in ihrer Breite unübertroffen und schließt Beispielstücke aus nahezu jeder Kultur und Epoche ein.

Nachdem die Ausstellung „Die sakrale Laute: Die Kunst von Ostad Elahi“ (The Sacred Lute: The Art of Ostad Elahi) im Januar 2015 endete, wurde die Musikabteilung des MET geschlossen, da sie einer ausführlichen Renovierung unterzogen werden sollte. Diese Abteilung bestand vorher aus zwei großen, parallel verlaufenden Flügeln, die in die östlichen und westlichen Musiktraditionen aufgeteilt waren. Daneben gab es einige kleinere Ausstellungsräume an jedem Ende der rechteckig gestalteten Galerien.

Galerie 684: Die Kunst der Musik im Lauf der Zeit

Im März 2018 wurde mit dem Frühlingsbeginn die erste dieser Galerien wieder offiziell für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Galerie 684 mit dem Titel „Die Kunst der Musik im Lauf der Zeit“ (The Art of Music Through Time) ist chronologisch um ein zentrales Thema angeordnet: Seit Jahrhunderten bedingen die Erschaffung der Musik und der Bau der Instrumente einander. Auf diese Weise wird das Augenmerk darauf gerichtet, welche Gemeinsamkeiten im Erbauen von Instrumenten und in der Funktion dieser Instrumente, wie sie hier gezeigt werden, liegen. In der Galerie sind auch Gegenstände und Gemälde ausgestellt, die von der universalen Präsenz der Musik und der Instrumente in Kunst und Gesellschaft zeugen.

In der Galerie 684 befindet sich eine Vitrine mit dem Titel „Berühmte Musiker“ (Famous Musicians). Sie ist einigen der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts gewidmet, insbesondere jenen, die ihr Instrument von Aufbau und Konstruktion her tiefgreifend verändert haben, um auf diese Weise den gewünschten Klang zu erhalten. Unter den Instrumenten der sechs Musiker, die in dieser Vitrine vorgestellt werden, kann man auch die Tanbur von Ostad Elahi bewundern. Diese Tanbur ist aus zwei Gründen etwas Besonderes: zum einen wurde sie von Lautenbauer Nariman gemäß Ostads genauen Angaben hergestellt, zum anderen ist der Großteil der aufgezeichneten Stücke, die uns von Ostads Musik geblieben sind, auf dieser Tanbur gespielt worden.

Die Ausstellung dieser Tanbur wird von einem Kurzvideo begleitet, das auf einem Bildschirm rechts neben der Vitrine gezeigt wird und das eine Einführung in Ostad Elahis Leben und Musik gibt.

Am 7. April 2018 veranstalteten die Musikabteilung und die Nour Foundation als gemeinsame Gastgeber einen Privatempfang sowie ein Konzert in der Patrons Lounge, um die Aufnahme von Ostad Elahis Tanbur in die ständige Sammlung feierlich zu begehen. Auf dem Programm standen einige Reden des Kuratoren-Teams des MET, die ihrer Dankbarkeit Ausdruck verliehen, weil dieses einzigartige Instrument in die neu renovierten Ausstellungsräume aufgenommen werden konnte, sowie im Weiteren eine musikalische Darbietung rund um die Tanbur.

Galerie 681: Kartographie der Kunst der Musik

Fast ein Jahr später wurden die restlichen Ausstellungsräume eröffnet, insbesondere die Galerie 681, die den Titel „Kartographie der Kunst der Musik“ (Mapping the Art of Music) trägt. Diese Galerie wartet mit einem neuen Konzertbereich auf und fokussiert sich auf jene Auswirkungen, die Geographie, Handel und Migration auf die Musik und die Instrumente hatten, mit denen Musik gemacht wurde. Im Zentrum steht dabei der Austausch von Kulturen und Instrumenten entlang von wichtigen Handelsrouten wie der Seidenstraße. Viele der Instrumente in dieser Galerie können auf interaktiven Bildschirmen oder mithilfe von Audioguides angehört werden; insbesondere ist von Ostad Elahi ein Ausschnitt aus der ‚Suite Qatar‘ zu hören.

In der Galerie 681 steht an zentraler Stelle eine bemerkenswerte Vitrine, die vier von Ostad Elahis Instrumenten gewidmet ist: eine seltene fünfsaitige Tanbur, die Ostad erfand, um das sakrale Repertoire der Tanbur mit der klassischen persischen Musik zu verschmelzen; eine Setar mit flachem Klangkörper, die für Reisen bestimmt war; eine Tschogur aus dem Süden Aserbeidschans, die Ostad sehr gerne in seinem ganz eigenen Stil spielte; und eine Daf oder Rahmentrommel aus dem Jahr 1915, die er ebenfalls auf besondere Weise spielte.

Neben Ostads Vitrine befindet sich ein Monitor, dort werden Videos einiger Instrumente aus dieser Galerie gezeigt, die an verschiedenen Orten des MET gespielt wurden. Dieses Video enthält unter anderem eine Darbietung von Dr. Shahrokh Elahi auf der Tanbur, die 2014 während der zeitlich befristeten Ausstellung zur sakralen Laute (‚The Sacred Lute‘) aufgezeichnet wurde.

Veranstaltungen

Um zu feiern, dass fünf von Ostad Elahis Instrumenten in die Dauerausstellung des MET aufgenommen wurden, präsentierte MetLiveArts eine zweitägige Veranstaltung mit einem Konzert, einem erstmalig gezeigten Dokumentarfilm und einer Podiumsdiskussion zur musikalischen Kunst von Ostad Elahi.

Am 5. April 2019 fand im Grace Rainey Rogers Auditorium des MET die Veranstaltung „Ostad Elahis musikalisches Erbe“ statt. Das Programm der ausverkauften Veranstaltung wartete mit einer Eröffnungsrede von Ken Moore, dem ehemaligen Kurator der Sammlung für Musikinstrumente, und Dr. Ebby Elahi, Ostad Elahis Enkel, auf. Zweiterer ging auf einige der gewichtigen Innovationen der Tanbur in Bezug auf Konstruktion und Spielweise ein, die auf Ostad Elahi zurückgehen. Auf dem Programm standen außerdem eine der seltenen Darbietungen von Dr. Shahrokh Elahi, Ostad Elahis jüngstem Sohn und Erben seiner Musikkunst, dessen komplexe Handbewegungen während des Spiels auf eine große Leinwand hinter ihm projiziert wurden.

Der Abend schloss mit dem Garcia-Fons-Ensemble, das von dem bekannten Bassisten Renaud Garcia-Fons geleitet wird. Das Ensemble, das Instrumente aus dem orientalen und okzidentalen Kulturkreis einsetzte, spielte eine Reihe von Arrangements und Kompositionen, die direkt von Ostad Elahis Repertoire inspiriert wurden.

Am 6. April 2019 wurden im Grace Rainey Rogers Auditorium unter dem Titel „Ostad Elahis musikalische Kunst“ ein Dokumentarfilm gezeigt und eine Podiumsdiskussion abgehalten. Moderiert von John Schaefer von New York Public Radio wurde bei dieser komplett ausverkauften Veranstaltung als erstes der Dokumentarfilm über Leben und Musik von Ostad Elahi gezeigt. Dem folgte eine Podiumsdiskussion mit Leili Anvar, Professorin für persische Sprache und Literatur, Daniel Levitin, Neurowissenschaftler, Musiker und Bestsellerautor, sowie Theodore Levin, Leiter des Arthur R. Virgin Lehrstuhls für Musik am Dartmouth College. Moderiert durch John Schaefer ergab sich eine lebendige und fruchtbare Diskussion über die Ursprünge, die Entwicklung und die Wirkung von Ostad Elahis Musikkunst.

Diese Sonderveranstaltungen wurden ergänzt durch die Ausgabe einer Gedenk-CD-Box, die zur gleichen Zeit vom MET editiert wurde. Die Box enthält zwei neue CDs mit Ostad Elahis Musik und ist damit Nr. 13 und 14 in der Sammlung des Musikverlags Le Chant du Monde. Diese Aufnahmen stellen einige der wenigen Kostproben von Ostads vielfältigem Repertoire dar, seinen meisterhaften Improvisationen und seiner unvergleichlichen Technik. Zugleich laden sie den Hörer ein, in die vertraute und besondere Atmosphäre einzutauchen, in deren Rahmen diese Stücke ursprünglich aufgezeichnet wurden.

In der für ihn so charakteristischen Bescheidenheit sagte Ostad über sich selbst, dass alles an ihm ganz gewöhnlich sei – außer seiner Tanbur. Heute, mehr als vierzig Jahre nach seinem Weggang, ist seine außergewöhnliche musikalische Kunst für alle frei zugänglich, so dass jeder über diese Kunst in einer der größten Musiksammlungen der Welt in Ruhe nachsinnen und meditieren kann.