Wie schon seinem Vater wurde auch dem jungen Nur Ali die Bewunderung und sogar Verehrung einer großen Zahl von Anhängern zuteil. Sein Weg schien also als Fortsetzung der väterlichen Tradition vorgezeichnet zu sein – der Weg eines spirituellen Meisters, der für eine klassische Mystik stand, die in erster Linie auf einem asketischen Leben fernab der Gesellschaft beruhte. Er aber entschied sich für einen anderen Weg – einen Weg, der ihn dazu brachte, seine Herangehensweise an die Spiritualität umfassend zu revolutionieren.

Gewichtige Änderungen in seiner Denkweise führten ihn schließlich an einen Punkt, an dem er die althergebrachten Bräuche der Vergangenheit hinter sich ließ und eine völlig neue Methode entwickelte. Aufgrund dieser mutigen Wandlung wählte er einen ganz gewöhnlichen Lebensstil, ohne die äußeren Insignien einer mystischen Lebensweise, und nahm fortan am gesellschaftlichen Leben teil, als ob nichts ihn unterschiede von anderen Menschen. Das weiße Gewand der Derwische und das lange Haar, der Bart des Mystikers – sie alle wurden ersetzt durch das Erscheinungsbild eines gewöhnlichen Bürgers. Nur Ali führte nun ein normales Leben und erst viel später sollte enthüllt werden, was der wahre Grund für diesen Schritt in die Gesellschaft war.

Viele Jahre danach, als er seine Philosophie zur spirituellen Vervollkommnung vorstellt, wird deutlich werden, dass dieser fundamentale Wandel im Leben und Denken eher als ein Wunder anmutet denn eine Änderung der Lebensgewohnheiten. Einige seiner Anhänger und Vertrauten kritisierten ihn hart, weil er nicht dem Weg seines Vaters gefolgt war und weil er sich äußerlich an die Gesellschaft anpasste. Es gab sogar einige, die sich aus diesem Grund von ihm abwandten. Ostad Elahi aber hielt unbeirrt an seinem Ziel fest und konzipierte schließlich eine neuartige Herangehensweise an die Spiritualität, die all jenen eine Hilfe sein sollte, die auf der Suche nach der Wahrheit sind.

Meine Denkschule ist wie eine neue Medizin [der Seele], die ich nach vielen Jahren der Askese, der Erfahrungen und der Forschungen konzipiert habe – allesamt Erfahrungen, die ich am eigenen Leib durchlebt habe.

Indem er den Weg zur spirituellen Vervollkommnung als Abkürzung beschrieb, schlug Ostad Elahi ein neues Kapitel in der Geschichte der Selbst- und der Gotteserkenntnis auf. Gestützt auf sein umfassendes spirituelles Wissen traf er bewusst die Entscheidung, sich von den jahrhundertealten Fesseln der traditionellen Mystik zu befreien. Indem er das tat, revolutionierte er die Spiritualität: Er entzog sie dem Monopol der Mystiker und machte sie allen Menschen zugänglich.