Der Mensch ist mehr als ein animalischer Körper, der mit Intelligenz ausgestattet ist. Sein wahres Ich (oder ‚Seele‘) ist nicht auf die biologische Existenz beschränkt und vergeht nicht mit dem Körper. Dieses Ich ist Träger der Vernunft, des moralischen Unterscheidungsvermögens und der Willenskraft. Es hat außerdem die Kapazität, sich zu transformieren, um einen höheren Zustand zu erlangen, den Ostad Elahi ‚Vollkommenheit‘ nennt.

Diese Begrifflichkeiten stehen für Prinzipien, die die Quintessenz der authentischen Religionen bilden und von denen sich die großen Weisen inspirieren haben lassen. Ostad Elahi wollte den konkreten Sinn dieser Prinzipien im Rahmen einer systematischen Praxis der Ethik und der Selbsterkenntnis ergründen. Er deckte die kognitiven und spirituellen Prozesse auf, die zu Selbsterkenntnis und Vollkommenheit führen; das bedeutet, dass der Mensch in sich wahre Menschlichkeit entwickelt und auf diese Weise jene innere Qualität erwirbt, die ihm erlaubt, sich mit seinem Ursprung zu vereinen.

Was die Glaubensüberzeugungen der Leute betrifft, mischen wir uns nicht ein. Das, was zählt, ist, dass sie sich wie wahre Menschen verhalten, also einen guten Kern, gute Prinzipien und gute Intentionen haben.

Das Grundprinzip der spirituellen Vervollkommnung spiegelt die Situation des Menschen in dieser Welt wider: Der Mensch ist mit einer zweidimensionalen Natur ausgestattet, er hat eine Seele und einen Körper. Aus dieser Dualität resultiert eine ständige Spannung, die aber zugleich die Voraussetzung für die gesamte Dynamik des ethischen und spirituellen Fortschritts darstellt. Erst in der Konfrontation mit dieser Spannung kann die Seele sich der in ihr vorherrschenden Kräfte bewusst werden und schrittweise dahin gelangen, diese Kräfte zu meistern. Die Etappen dieses Lernprozesses entsprechen tatsächlich einem Ausbildungsprogramm, das Ostad Elahi als ‚neue Medizin der Seele‘ bezeichnet.

Das allgemeine Rahmenwerk, in das dieser Prozess der Vervollkommnung eingebettet ist, kann in seiner metaphysischen, theologischen und kosmologischen Dimension betrachtet werden. Die zugrundeliegende Metaphysik drückt sich zuweilen in einem philosophischen Vokabular aus, das aus der neuplatonischen Tradition stammt, aber auch bei Avicenna und Mulla Sadra Schirasi zu finden ist. Die Wesen werden nicht als unveränderbare Essenzen begriffen; der Blickwinkel richtet sich vielmehr auf ihre mehr oder weniger große Intensität der Existenz und ihre Neigung zur ständigen Wandlung. Mithilfe der ‚transsubstantiellen Bewegung‘ wird jede Substanz dazu gebracht, unterschiedliche Ebenen des Seins zu durchlaufen, die den unterschiedlichen Ebenen der Schöpfung (Mineral, Pflanze, Tier, Mensch) entsprechen – vom Punkt ihrer Entstehung bis zum Punkt ihrer Vollkommenheit.

Die Kosmologie der spirituellen Welten und Zwischenwelten ist verknüpft mit einer Theologie, die zum einen näher beschreibt, wie sich die Beziehung der Geschöpfe zu Gott gestaltet – einem handelnden Gott, der großzügig ist und für ihre Rechte bürgt – und zum anderen, wie es sich mit der Beziehung zwischen den Geschöpfen und dem göttlichen System im Allgemeinen verhält; dabei handelt es sich um ein vernunftbasiertes System, das durch Begriffe wie Recht und Kausalität geprägt ist. Daher ist Gerechtigkeit und Rechtmäßigkeit in allen Dingen gegenwärtig: nichts wird erlangt, ohne dass eine entsprechende Bemühung aufgewandt wurde. Aus dieser Überlegung heraus leitet sich die Vorstellung eines (begrenzten) Zyklus an aufeinanderfolgenden Leben ab, ohne die die Verwirklichung seiner Vollkommenheit für den Menschen letztlich nur ein abstraktes Ideal bleibt.